Zöliakie…
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Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit, d.h. das Immunsystem von Betroffenen reagiert irrtümlicherweise auf Gluten, ein Kleberweiss in bestimmten Getreidesorten, das krank macht. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Es braucht aber eine erbliche Veranlagung, auch Darmbakterien (Mikrobiom), Infektionen des Magen-Darm-Trakts, Stress, Schwangerschaft und Umwelteinflüsse scheinen eine Rolle zu spielen und können möglicherweise als Auslöser wirken. Man schätzt, dass 1 Person von 100 von Zöliakie betroffen ist. Die Krankheit kann in jedem Lebensalter auftreten. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Was löst Gluten im Darm aus?
Essen Zöliakiebetroffene glutenhaltige Lebensmittel, löst Gluten im Dünndarm eine Entzündung aus. In der Folge wird die Dünndarmschleimhaut geschädigt, so dass sich die Darmzotten zurückbilden. Dadurch verschlechtert sich die Nährstoffaufnahme und es kommt zu Mangelerscheinungen.
Wie zeigen sich die Beschwerden?
Die Beschwerden können sehr vielfältig sein. Typisch sind Bauchschmerzen, Durchfall, Blähbauch, Verstopfung und/oder Erbrechen. Nur gerade 10 bis 20 Prozent der Betroffenen zeigen typische Darmbeschwerden. Bei 80 bis 90 Prozent sind auch atypische Symptome möglich, die nicht darmspezifisch sind, wie z.B. Gewichtsverlust, depressive Verstimmung, Eisenmangel, ständige Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Zahnschmelzdefekte, frühzeitige Osteoporose, Gelenkschmerzen oder Migräne.
Aus diesem Grund wird eine Zöliakie in manchen Fällen erst spät, teils sogar erst nach Jahren festgestellt. Man vermutet, dass auf eine Person mit einer gesicherten Zöliakie-Diagnose vier weitere Personen kommen, die auch davon betroffen sind, aber von ihrer Krankheit (noch) nichts wissen. Damit gehört Zöliakie wahrscheinlich zu den häufigsten nicht diagnostizierten Krankheiten.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Von sogenannten Schnelltests für den Eigengebrauch ist abzuraten. Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt. In einem ersten Schritt macht er einen Bluttest. Bestimmte Antikörper im Blut können auf Zöliakie hinweisen. Zu beachten ist, dass man vorgängig nicht über Tage oder Wochen glutenfrei essen sollte, da die Auswertung des Antikörpertests unter Umständen negativ ausfallen kann. Die definitive Diagnose erfolgt mit Hilfe einer Biopsie, bei der - völlig schmerzfrei, ambulant und unter leichter Narkose - kleine Gewebsproben des Dünndarms entnommen und untersucht werden.
Wie lässt sich Zöliakie behandeln?
Eine strikte und konsequente glutenfreie Ernährung ist bis heute die einzige Behandlung, um beschwerdefrei und gesund zu leben. Das bedeutet, Betroffene müssen auf die glutenhaltigen Getreidesorten Weizen (auch Emmer, Einkorn, Kamut), Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer* sowie auf alle daraus hergestellten Produkte zu verzichten. Das Angebot an glutenfreien Ersatzprodukten (Brot, Pasta, Müesli, Backwaren…) ist heute sehr gross und vielfältig.
Viele Lebensmittel sind auch von Natur aus glutenfrei wie etwa Reis, Hirse, Mais, Quinoa, Amaranth sowie Gemüse, Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte, Milch/-produkte, Eier, Fisch, Fleisch. Allerdings muss die Zubereitung und Verarbeitung strikt glutenfrei sein, auch Spuren von Gluten sind zu meiden.
*Spezialfall Hafer:
Sofern es sich um garantiert glutenfreier Hafer handelt, ist er in der glutenfreien Ernährung erlaubt. Das gilt aber nicht für konventionelle Hafer/Haferprodukte, die mit Gluten verunreinigt sind. Im Handel sind mit dem Glutenfrei-Symbol zertifizierte oder explizit als glutenfrei ausgewiesene Haferprodukte erhältlich. Sie weisen unter dem Glutenfrei-Symbol den Zusatz «Hafer/Avoine» oder «Oats» auf. In der glutenfreien Ernährung sind ausschliesslich solche Produkte empfehlenswert.
Gibt es alternative Therapien oder Medikamente bei Zöliakie?
Nein. Eine strikte glutenfreie Ernährung ist bis heute die einzige wirksame Behandlung, um beschwerdefrei und gesund zu leben. Die Zöliakie besteht lebensbegleitend, d.h. sie wächst sich nicht aus und lässt sich weder naturheilkundlich noch homöopathisch behandeln. Medikamente befinden sich erst im Forschungsstadium, allerdings vermögen sie keine Zöliakie zu heilen, können aber einen positiven Effekt im immunologischen Prozess erzielen. Es braucht jedoch noch weitere klinische Studien.
Diagnose Zöliakie? Wer hilft weiter?
Es empfiehlt sich, eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. Die Grundversicherung der Krankenkasse (nur CH) übernimmt die Kosten einer ärztlich verordneten Beratung bei einer anerkannten Ernährungsberaterin. Der behandelnde Arzt kann eine Verordnung ausstellen und eine auf Zöliakie spezialisierte Ernährungsberaterin vermitteln.
Wichtige Patientenorganisationen sind die Zöliakie-Gesellschaften, die bei Fragen und Anliegen von Betroffenen weiterhelfen:
Schweiz: | www.zoeliakie.ch |
Deutschland: | www.dzg-online.de |
Österreich: | www.zoeliakie.or.at |
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Erlaubt sind unverarbeitete glutenfreie Grundnahrungsmittel wie: |
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Zu meiden sind glutenhaltige Lebensmittel wie:
* Beachten Sie die aktuellen Informationen zu Hafer (Merkblatt: Ist Hafer in der glutenfreien Ernährung erlaubt?) |
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Achtung
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Glutenfreie Spezialprodukte
Das Glutenfrei-Symbol garantiert glutenfreie Produkte. Beim Glutenfrei-Symbol handelt es sich um ein eingetragenes und anerkanntes Warenzeichen. Die Zöliakie-Gesellschaft des jeweiligen Landes besitzt die Rechte und vergibt die Nutzung (Lizenz) an Hersteller und Händler von glutenfreien Produkten. |